Wer bringt die Weihnachtsgeschenke?
Mein Artikel in der Kneipp-Zeitschrift 2011: Heute genauso aktuell wie vor 5 Jahren
Weihnachten – wer bringt uns die
Geschenke?
Der Weihnachtsmann mit seinem von
Rentieren gezogenen Schlitten oder das blondgelockte, ätherische
Christkind? Wird heute Kommerz über das christliche Fest gestellt?
Oder wird Weihnachten einfach globalisiert....
Bräuche rund um Weihnachten
Die älteren von uns feierten
Weihnachten ja noch ganz im Zeichen des Christkinds, mit Glöckchen,
mit schönen Geschichten und Liedern rund um das wichtige,
christliche Fest. Denn Jesus wurde geboren.
Doch nicht in allen Ländern findet
exakt am 24. Dezember, zur Geburt Jesus, die Bescherung statt - die
Zeitspanne reicht vom 21. Dezember bis zum 6. Jänner (in der Zeit
der 12 Rau(c)hnächte), also kommen die Geschenke auch zu
unterschiedlichen Zeiten.
Andere Länder, andere
Weihnachts-Feier-Sitten: In Italien wird am 24. Dezember die Geburt
Jesu gefeiert, die Bescherung findet aber erst in der Nacht zum 6.
Jänner statt und die Geschenke bringt eine Hexe namens Befana; in
Schweden bringt ein Ziegenbock aus Stroh, der sogenannte Jul-Bock die
Gaben; die skandinavischen Länder kennen verschiedene regionale
Bräuche wie Weihnachtswichte, Santa Lucia oder Sinterklaas mit
seinem Diener Zwarten Piet; in den USA ist Santa Claus, im Übrigen
ein direkter Nachfahre von Sinterklaas, am verbreitetsten. Allerdings
kommen durch die vielen eingewanderten Nationen auch
unterschiedlichste Weihnachts-Traditionen vor wie eine chinesische
Variation des Santa Claus – der Dun Che Lao Ren.
Wie entstand der Mythos
Weihnachtsmann?
Der sehr barmherzige Bischof Nikolaus,
der im 4. Jahrhundert n. Ch. im türkischen Dorf Myra lebte, gilt als
historische Vorlage. Es dauerte einige Jahrhunderte, bis sich der
Nikolaus mit anderen, heidnischen und nordischen Bräuchen vermischte
und bis nach Skandinavien gelangte. Ab dem 16. Jahrhundert gilt der
Nikolaus als Geschenke-Bringer für die „braven“ Kinder. In etwa
im 17. Jahrhundert gelangte der Sinterklaas durch holländische
Einwanderer in die neue Welt, die USA.
Es dauerte einige Zeit und viele
Entwürfe, bis aus dem Nikolaus der heute bekannte Weihnachtsmann
wurde - rote Zipfelmütze, weißer Bart und rotes Kostüm, welches
gegenüber dem schönen Bischofsgewand eher einem Schlafanzug
gleicht. Endgültigen Ruhm erlangte der Weihnachtsmann Anfang der
1930er Jahre durch das Unternehmen Coca Cola, welches ihn
werbewirksam in Szene setzte.
Weihnachtsmänner gibt es aber nicht
nur in den anglo-amerikanischen Ländern, wo sie die Namen Santa
Claus oder Father Chrismas tragen, auch beispielsweise im
protestantischen Norden Europas bringt er in Finnland als Joulupukki
oder als Väterchen Frost in Russland die Gaben. Selbst in Frankreich
kommt nicht das Christkind, sondern Père
Noel, der säkularisierte Nikolo, mit den Geschenken.
Kommerz statt stille Zeit?
Allen Ländern gemein ist die
Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes. Von reichlich dekorierten
Schaufenstern über Einkaufspassagen bis zu Weihnachtsmärkten –
Hauptsache, das Weihnachtsfest bringt Geld in die Kassen, und das
reichlich. Viele Unternehmen machen ihren Hauptumsatz in der
Adventszeit. Wen wundert es da, dass sich ein ganz neuer
Geschäftszweig aufgetan hat - das Verreisen zu Weihnachten, um dem
Wirbel zu entfliehen.
Was also wurde aus der stillen
Weihnachtszeit, der Zeit der Besinnung, dem innigen Familienfest? Mit
Sicherheit kann auch heute jeder selbst entscheiden, wie er sein
Weihnachtsfest feiern möchte. Lebt man in der Stadt, wird man dem
Trubel allerdings nicht ganz entkommen – denn gewünscht oder nicht
– man wird von allen Seiten mit Weihnachten konfrontiert.
Spätestens dann, wenn es aus den Lautsprechern in den
Einkaufszentren oder Fußgängerpassagen „Stille Nacht, Heilige
Nacht“ oder „Jingle Bells“ hallt.
Weihnachtsgeschichten
Viele Geschichten, Lieder, Erzählungen
oder Gedichte ranken sich um die Weihnachtszeit – und sie wurden
für das Christkind ebenso wie für den Weihnachtsmann geschrieben.
Religionen, Philosophen oder Dichter befassen und befassten sich mit
Weihnachten, verfassen/verfassten Besinnliches, Nachdenkliches aber
auch Humorvolles. So kann man von der Geburt Jesu lesen, dem Licht
über Bethlehem und den Heiligen drei Königen, die kamen, um das
Christkind zu beschenken. Oder man kann auch vom kleinen Elch Ralf
lesen, der so gerne den Schlitten des Weihnachtsmannes gezogen hätte,
wäre er nicht zu klein gewesen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832):
Am Weihnachtsmorgen 1772
Auszug:
Als ich über den Markt ging und die
vielen Lichter und Spielsachen sah, dacht ich an euch und meine
Bubens, wie ihr ihnen kommen würdet, diesen Augenblick ein
himmlischer Bote mit dem blauen Evangelio, und wie aufgerollt sie das
Buch erbauen werde.
Hätt ich bei euch sein können, ich
hätte wollen so ein Fest Wachsstöcke illuminieren, dass es in den
kleinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt
hätte. Die Torschließer kommen vom Bürgermeister und rasseln mit
den Schlüsseln. Das erste Grau des Tags kommt mir über des Nachbarn
Haus, und die Glocken läuten eine christliche Gemeinde zusammen.
Wohl, ich bin erbaut hier oben auf meiner Stube, die ich lang nicht
so lieb hatte als jetzt.
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